Die Geschichte des Tamburcorps Effeln
Aus der Gründungszeit
In den Folgejahren des ersten Weltkriegs bildeten sich in den Orten des Altkreises Lippstadt zahlreiche Musikgruppen, die als Ursprung für die heutigen Spielmannszüge und Tambourcorps gelten. Vor allem bei jüngeren Männern rief die Spielmannsmusik damals viel Freude und Begeisterung hervor. Im Jahr 1920 fanden sich dann auf Initiative von Theodor Breider auch in Effeln einige junge Männer zusammen. Unter Pastor Alfons Peters wurde kurzerhand aus dem ehemaligen Jünglingsverein heraus eine Knüppelmusik gegründet. Es war die Geburtsstunde des Tambourcorps Effeln. Neben Theodor Breider, der dann der erste Tambourmajor wurde, zählten zu den Gründungsmitgliedern Franz Buschkühl, Josef Göckede, Robert Edelmann, Edmund Schäfer, Gerhard Westhoff, Josef Grobe, Heinrich Dauk, Anton Grobe, Alex Strugholtz, Josef Breider, Hans Breider, Theodor Strugholtz und Wilhelm Grobe.
Für die Anschaffung von Instrumenten war in den damals schweren wirtschaftlichen Zeiten weder bei behördlichen, kommunalen noch bei kirchlichen Stellen Geld vorhanden. „Wann dei Jungens ne Knüppelmusik hewwen wellt, mot se sick eune keopen“, war die Meinung der Älteren. So entstand der Plan, das Gras an den Wegrainen zu mähen und liegengebliebene Ähren auf den abgeernteten Weizenfeldern zu sammeln. Der Transport des Heus zurück ins Dorf war eine anstrengende Angelegenheit. Nur selten konnte man heimlich auf die Hilfe der Pferde von Bükers (Gerhard Westhoff) oder Bierbrots Bauer (Heinrich Dauck) zurückgreifen. Die wochenlange Arbeit musste somit meist aus eigenen Kräften gemeistert werden. Von dem verdienten Geld aus dem Dreschen und Heuen kaufte man dann die ersten Instrumente. Zur damaligen Zeit spielte man noch auf Holzflöten, die heute längst durch Metallflöten ersetzt wurden.
„Die ersten Instrumente des Tambourcorps Effeln waren: Acht Querflöten, vier Trommeln, eine Pauke und ein Tambourstab. Sie wurden beim Versandhaus Meinel & Herold in Thüringen gekauft.“
Die jungen Effelner konnten nun endlich mit dem Üben der ersten Märsche beginnen. Die paramilitärische Ausbildung stand unter der Leitung von Maurermeister Franz Dauck, der im ersten Weltkrieg Militärmusiker gewesen war. „Der alte Dauck hat uns eingetrimmt, auf Oberschmiers Wiese hinter der Schützenhalle. Auf der Chaussee von Effeln nach Menzel wurde geübt und wenn wir den ersten Marsch fehlerfrei konnten, marschierten wir sogar nach Menzel hinein. Dort gab es dann ein Glas Bier. Auch die Menzeler bekamen dann Spaß an einem eigenen Corps“, berichtet Hans Breider 1980 in einem Brief zum 60-jährigen Jubiläum. Abgesehen vom Schützenfest in Effeln gehörten die Diakonats-Veranstaltungen der Jünglingsvereine in Erwitte und Mülheim an der Möhne zu den ersten großen Auftritten. Die nachträglichen Berichte an Pastor Peters, dass seine schneidige Knüppelmusik von allen den besten Eindruck hinterlassen habe, stärkte das junge Rückgrat der Effelner Musiker. Schließlich wagte man sogar den Schritt zum Tambourwettstreit in Allagen. Das Tambourcorps Effeln war mit nur etwa fünf Mann die kleinste Abordnung. Die anderen Vereine waren viel stärker vertreten und es war sogar ein Militärcorps unter den Konkurrenten. Der Wettstreit ist immer in guter Erinnerung geblieben.
Nach Theo Breider übernahm Bernhard Schäfer das Amt des Tambourmajors. Ihm folgte Alex Strugholtz, der das Tambourcorps bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs führte. Obwohl Alex Strugholtz in den Kriegsjahren nach Langenberg zog, pflegten die Effelner Spielleute später noch den Kontakt zu ihrem ehemaligen Tambourmajor mit gegenseitigen Einladungen zu Jubiläen oder Schützenfesten. Berichten zufolge soll das Tambourcorps Effeln nach dem Krieg sogar einige Uniformen, die beim Spielmannszug Langenberg ausgemustert wurden, bekommen haben.
Nach dem Krieg: Wiederbeginn
Kurz nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg wollte man in Effeln zur Normalität zurück und man begann, ab dem Jahr 1947 wieder Schützenfeste zu feiern. Da einige Spielleute leider nicht mehr lebend aus dem Krieg zurückkehrten, konnte kurzfristig kein spielfähiges Tambourcorps aufgestellt werden. Es mussten also wieder neue Spielleute gewonnen werden.
Die Kriegsversehrten Theo Reine, Josef Schulte, Anton Grobe und Willi Müller gehörten schon dem damaligen Tambourcorps vor dem Krieg an. Sie versuchten nun, für eine Neuaufstellung einige Mitstreiter im Ort zu finden. Im gleichen Jahr fand auf dem Sportplatz, der damals noch am Menzeler Weg auf Redders Wiese war, ein Fußballpokalfest statt. Zu dieser Veranstaltung marschierten die vier Männer vor der Dorfbevölkerung musikalisch aus dem Dorf heraus zum Sportplatz. Im Anschluss machten sie Werbung in eigener Sache und sprachen die anwesenden Männer an, sich ihnen anzuschließen. Damit hatten sie Erfolg.
Bis die ersten Vorbereitungen in die Wege geleitet wurden, dauerte es allerdings bis zum Karnevalssonntag im darauffolgenden Jahr. Bei der Generalversammlung des Schützenvereins beschlossen die Mitglieder, dass beim nächsten Schützenfest im Sommer wieder eine eigene Musik aufspielen sollte. Es war das erhoffte und erwartete Signal an die Spielleute des Tambourcorps.
Schon am Aschermittwoch 1948 fand daraufhin das erste Treffen bei Familie Reine auf der Deele statt. Dann wurde eingeteilt. Hubert Siedhoff übernahm das Amt des Tambourmajors. Reinhold Siedhoff, Josef Röbbecke, Alfons Siedhoff und Josef Hartmann spielten die vier noch vorhandenen Trommeln.
Die Flöten für Theodor Siedhoff, Wilhelm Wulf, Josef Wulf, Johannes Röbbecke, Günter Hoffmann, Walter Förster, Wilhelm Förster und Karl Josef Gerken jedoch mussten erst noch besorgt werden. Nachdem diese Hürde genommen war, konnte es endlich losgehen.
Die Flöter trafen sich fortan bei Schulten zum Üben und die Trommler gingen zu Reines. In den Wintermonaten übte man in den Ställen, da es dort wärmer war als in den Deelen. Für die ersten Auftritte benötigte man auch Uniformen. Jeder musste sich eine dunkle Jacke und Schwalbennester besorgen, welche selbst angebracht wurden. Dazu trug man eine weiße Hose. Auch die Mützen mussten selbst besorgt werden. Sie hatten die Form einer Schiffermütze. Zu jedem Auftritt, seien es Freundschaftstreffen oder Schützenfeste, trug man eine weiße Hose. Die einzige Ausnahme war der „Schnapszug“ am Schützenfestsamstag in Effeln. Da trug man zivile, dunkle Hosen.
Bis zum Schützenfest wurde dann drei Mal wöchentlich in den einzelnen Stimmen geprobt. Sonntags nach dem Hochamt stand dann die Gemeinschaftsprobe an. Wer nicht bei den Proben erschien, musste 1 DM Strafgeld zahlen, wobei der Betrag schnell wieder auf 0,50 DM herabgesetzt wurde. Heute gibt es schon lange kein Strafgeld mehr.
Durch die vielen Übungsabende schaffte man es, dass bis zum Schützenfest drei Märsche gespielt werden konnten: Preußensgloria, Jägermarsch und der Liebenmarsch. Außerdem beherrschte man schon das Anlocken. Nach dem ersten Schützenfest 1948 ging es dann mit den Proben weiter und dank einiger Musiker vom Niederbergheimer Corps konnten weitere Märsche eingeübt werden.
Die Ausbildung des Tambourmajors übernahm Werner Borgschulte aus Anröchte, der zu Kriegszeiten als Tambourmajor in einem Militärcorps aktiv war und als einer der fähigsten Stabführer im Umkreis galt.
Kurze Zeit später folgten die ersten auswärtigen Auftritte. So spielte man bei den Schützenfesten in Menzel und Uelde. In Menzel trat man allerdings nur zwei Jahre auf, da sich im Nachbardorf ein eigenes Corps formierte. Auch in Uelde wurde man schnell vom Spielmannszug aus Belecke abgelöst, weil diese auf dem Schützenfest kostenlos spielten.
Dem Tambourcorps schlossen sich im Jahr 1952 weitere Spielleute an. Antonius Hartmann und Winfried Strugholz kamen als Flötisten und Alfons Linhoff als Trommler dazu. Im Jahr 1954 stand dann ein Tambourmajor-Wechsel an. Hubert Siedhoff gab den Stab an Siegfried Wiese weiter. Ein Jahr später ernannten die Spielleute mit Alfons Linhoff erstmals einen Kassierer.
Hier soll das Gruppenfoto von 1958 eingefügt werden.
Um den Verein besser führen und nach Außen präsentieren zu können, entschloss man sich im Jahr 1967 dazu, jährlich eine Generalversammlung abzuhalten und einen Vorstand zu wählen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Theo Siedhoff gewählt, der aber bereits seit 1962 Vorstandsaufgaben übernahm. Dem Vorstand gehörten weiterhin der zweite Vorsitzende Willi Förster, der Schriftführer Winfried Strugholz, der Tambourmajor Siegfried Wiese und der Kassierer Alfons Linhoff an.
Bis zum Jahr 1966 gehörten zur Uniform noch schwarze Jacken mit Kordeln sowie schwarze Krawatten. Bei den Festumzügen wurden eine weiße Hose, eine Fliege und ein weißer Überzug über die Mütze getragen. 1967 wurde die Montur dann verändert und gegen eine neue Uniform, wie wir sie heute tragen, ersetzt. Dazu benötigte man einiges an Geld. Das Tambourcorps veranstaltete zur Aufbesserung der Vereinskasse ein Preisschießen beim Gasthof Grofe. Jeder musste Geld einzahlen. Die Gewinne wurden an die Teilnehmer mit den höchst erzielten Nummern ausgeschüttet. Auch ein Preisknobeln nach ähnlichem Prinzip fand mehrmals statt, um die Vereinskasse aufzubessern. Das Geld wurde nicht nur in neue Uniformen investiert. 1970 schaffte das Tambourcorps Effeln die erste Lyra des Vereins an. Durch dieses Instrument konnte der Klang des Tambourcorps deutlich verbessert werden. Als ersten Lyraspieler erkor man Heinrich Göckede. Außerdem wurden die Schlagfelle der Trommeln erneuert. Bis zum Jahr 1970 bestanden diese nämlich noch aus Ziegenfell. Wenn es bei Auftritten an Schützenfesten regnete, mussten damals Plastiktüten über die Trommeln gezogen werden, um sie vor Schaden zu schützen. Durch die Anschaffung von Schlagfellen aus Kunststoff waren diese Instrumente weniger witterungsanfällig.
Im September 1970 wurde dann mit dem 50-jährigen Bestehen das erste Mal in der Vereinsgeschichte ein Jubiläum gefeiert. Das Jubiläumswochenende begann samstags in der Schützenhalle mit einer Festversammlung, bei der zahlreiche Jubilare geehrt wurden. Anschließend verbrachte man zu den Klängen der Hirschberger Stadtkapelle einige schöne Stunden. Am Sonntag fanden morgens ein Festhochamt und nachmittags ein großer Umzug mit 15 Spielmannszügen und Musikkapellen statt. Der Gründungstambourmajor Theo Breider hielt auf dem Marktplatz eine Festrede und erinnerte dabei, teils noch auf Plattdeutsch, an die Gründerjahre der Knüppelmusik. Im weiteren Verlauf wurde Alex Strugholtz zum Ehrentambourmajor ernannt. Dem Festakt auf dem Marktplatz schlossen sich die Bühnenspiele in der Schützenhalle an.
Ein Jahr später, 1971, besuchten die Spielleute den Gründungstambourmajor Theo Breider am Mühlenhof-Museum in Münster, die schon viele Jahre zuvor zu seiner neuen Heimatstadt wurde. Sie bedankten sich bei ihm für die vorgetragene Festansprache beim 50-jährigen Jubiläum mit einem Ständchen und überbrachten zwei Geschenke für sein Mühlenhof-Museum: Eine hölzerne Trille (Aufzug) und einen Dreschflegel. „Die Gäste wurden mit drügen Endkes aus dem Wiem, mit Korn und Bier herzlich bewirtet“, schrieb später, die schon viele Jahre zuvor zu seiner neuen Heimatstadt wurde.
Die Jahre 1974 bis 1999
1974 fand dann ein Wechsel an der Vereinsspitze des Tambourcorps Effeln statt. Reinhard Strugholtz wurde bei der Generalversammlung von den Spielleuten zum neuen Tambourmajor gewählt. Er intensivierte in den Folgejahren die Ausbildung neuer Musiker.
Da die Übungsbeteiligung zwei Jahre später aus Sicht des Vorstands nicht mehr optimal war, wurde eine neue Regel eingeführt. Wer sich nicht an mindestens 50% der Übungsabende beteiligte, durfte beim Schützenfest nicht mitmarschieren. Diese Regel zeigte offenbar Wirkung, denn dadurch stieg die Übungsbeteiligung spürbar an.
Als sich 1975 der Kreisverband Soest des Volksmusikerbundes NRW gründete, schlossen sich dieser Dachorganisation in den Folgejahren immer mehr Vereine aus der Umgebung an. 1980 entschied sich auch das Tambourcorps Effeln für einen Beitritt. Die Vorteile lagen auf der Hand: Durch die Möglichkeit der Teilnahme an Notenlehrgängen, sah man die Chance, die Ausbildung neuer Spielleute professioneller zu gestalten und somit die Qualität zu erhöhen.
„Der Volksmusikerbund NRW ist der Landesmusikverband für Blasorchester, Spielmannszüge und Fanfarenzüge in Nordrhein-Westfalen. Eines der wichtigsten Ziele ist es, die Tradition, Gegenwart und Zukunft des aktiven Musiklebens zu pflegen, zu fördern und weiterzuführen. Dazu werden staatlich anerkannte Musiklehrgänge sowie Ausbildungs-Workshops und Seminare unterschiedlichster Art angeboten. Sie bilden die Grundlage dafür, dass die Kreisverbände nah und gut mit ihren Mitgliedern zusammenarbeiten und sie unterstützen können.“
Im Jahr 1982 spielte der Verein erstmals beim Männerschützenfest in Anröchte. Dort war das Tambourcorps alle drei Festtage aktiv dabei. Zu diesem Zeitpunkt zählte das Tambourcorps 31 aktive Mitglieder.
In diesem Jahr besuchten die jüngeren Flötisten erstmals einen Notenlehrgang in Völlinghausen, was durch den Beitritt in den Volksmusikerbund NRW ermöglicht wurde.
Auch im Jahr darauf, 1983, trieb man das Spielen nach Noten weiter voran. Dazu holte man sich fachliche Hilfe von Robert Bömelburg, der seinerzeit stellvertretender Fachleiter für Spielmannmusik im Kreisverband Soest war. Er brachte den Spielleuten an insgesamt sieben Übungsabenden die Grundkenntnisse der Notenlehre bei, sodass am Ende des Lehrgangs sogar die ersten zwei Märsche nach Noten gespielt werden konnten.
Nachdem das Tambourcorps bereits im Jahr 1971 der Einladung von Theo Breider zur Bockwindmühle nach Münster folgte, besuchte man ihn im Jahr 1983 an gleicher Stelle erneut. Der Anlass war dieses Mal der 80. Geburtstag des einstigen Tambourmajors. Als Geschenk brachten die Spielleute ihm die Effelner Feuerwehrspritze für sein Mühlenhofmuseum mit. Die Geburtstagsfeier wurde sogar im Westdeutschen Rundfunk übertragen.
In den 1980er-Jahren nahm das Tambourcorps Effeln jährlich am Rosenmontagszug in Rüthen teil. Dort marschierte man in einheitlicher Verkleidung mit und sorgte für musikalische Untermalung.
Auch das Pfarrfest beziehungsweise Erntedankfest, an dem das Tambourcorps beteiligt war, fand zu dieser Zeit mehrere Jahre statt.
Mitte der 80er Jahren nahmen außerdem immer mehr neue Spielleute an den D1- und D2-Lehrgängen des Volksmusikerbundes teil, wodurch sich das Spiel immer mehr verbesserte. Neue Musiker können seit dieser Zeit ab dem zehnten Lebensjahr dem Tambourcorps beitreten und ausgebildet werden. Vorher musste man beim Eintritt in den Verein mindestens 16 Jahre alt sein.
Unter Federführung des Heimatvereins Anröchte wurde im Jahr 1986 eine Schallplatte mit den heimischen Gesangs- und Musikgruppen der Großgemeinde Anröchte produziert. Mit dem Lied „Amboss-Polka“ beteiligte sich das Effelner Tambourcorps ebenfalls an der Schallplatte, die später für einen Preis von 20 Mark verkauft wurde. Die Tonaufnahmen dazu fanden im Atrium der Realschule Anröchte statt. Das schwarze Vinyl trug den Titel „Musik aus Anröchte“ und sollte laut den Initiatoren die Liebe zur Heimat festigen, neue Freundschaften stiften und das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärken.
1987 nahm das Tambourcorps am Europaschützenfest in Lippstadt teil. Zu dieser Zeit zählte der Verein 40 aktive Mitglieder. Bei der Generalversammlung wurde Heinz Besse zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Er löste Theo Siedhoff ab, der dieses Amt zuvor insgesamt 25 Jahre lang mit großem Einsatz und Engagement ausfüllte. Die Mitglieder ernannten ihn während der Versammlung zum Ehrenvorsitzenden. Ebenfalls wurde bei der Versammlung eine neue Satzung beschlossen. Dies war nötig, damit das Tambourcorps weiterhin als gemeinnütziger Verein anerkannt werden konnte. Im folgenden Jahr, 1988, war das Tambourcorps dann ein eingetragener Verein.
Am 1. Mai 1989 veranstaltete das Tambourcorps zum ersten Mal einen musikalischen Frühschoppen auf dem Marktplatz. Dafür buchte der Verein die Musikkappelle aus Willingen. Den Erlös dieser Veranstaltung nutzte man für neue Instrumente und Uniformen. Dadurch konnten beispielsweise neue Trommeln angeschafft werden.
Anfang September des gleichen Jahres gab es dann einen Gegenbesuch bei einem Platzkonzert der Musikkapelle Willingen. Da die Effelner mit 90 Personen anreisten, trugen sie erheblich zum Gelingen dieser Veranstaltung bei. Von der Fahrt ins Sauerland ist besonders der Besuch der kleinen Brauerei in guter Erinnerung geblieben.
Am „Tag der Arbeit“ veranstaltete der Verein in den Folgejahren weitere Frühshoppen, bei denen die Musikvereine aus Anröchte, Rüthen, Hirschberg oder der Fanfarenzug Dringenberg auftraten.
Besonders erwähnenswerte Auftritte im Jahr 1989 waren zwei Wahlveranstaltungen und der Vorstandsball der Schützenvereine der Großgemeinde Rüthen, der in Drewer stattfand. Offenbar hinterließ das Tambourcorps Effeln dort einen guten Eindruck, denn ab diesem Zeitpunkt gestaltete man jährlich den Festumzug beim Dreweraner Schützenfest mit. Dieser Auftritt zählt auch bis heute zu den festen Terminen des Vereins.
Da bisher hauptsächlich die jüngeren Vereinsmitglieder die D1-Lehrgänge des Volksmusikerbundes NRW besucht hatten, wollte man nun auch den älteren Spielleuten diese Möglichkeit bieten. Dazu wurde ein vereinsinterner Lehrgang in Effeln durchgeführt. Die Leitung übernahmen Brunhilde Koritkowski und Meinolf Linhoff. Fast alle älteren Vereinsmitglieder nahmen an dem Angebot teil und bestanden die Prüfung.
Außerdem führte das Tambourcorps 1989 erstmalig den Zapfenstreich beim Effelner Schützenfest vor, der zur damaligen Zeit noch sonntagabends an der Schützenhalle stattfand. Damit die erste Aufführung auch möglichst professionell ablief, besuchten Reinhard Strugholtz und Thomas Hartmann zuvor einen Stabführerlehrgang für den Zapfenstreich. Der Lehrgang, wie auch die vielen neu erworbenen D1-Abzeichen der einzelnen Vereinsmitglieder, trugen zu einer gelungenen Premiere bei. Letztmalig nahm das Tambourcorps in diesem Jahr auch am Rosenmontagsumzug in Rüthen teil, den man seit 1983 begleitete. Stattdessen beteiligte man sich nun am Umzug des Belecker Karnevals.
„1989 gab das Tambourcorps ein Handgeld von 20 Mark beim Junggesellenschützenfest in Anröchte aus. Für jeden Tag, an dem der Spielmann nicht teilnahm, musste er einen Beitrag von sechs Mark wieder zurückbezahlen.“
Im Jahr 1990 folgte das Tambourcorps einer Einladung der Sparkasse Erwitte-Anröchte zum Jubiläumsfrühschoppen, das anlässlich des 125-jährigen Bestehens stattfand. Dort spielte man gemeinsam mit dem Anröchter Musikverein und erhielt später eine großzügige Spende.
Das Highlight des Jahres stellte jedoch sicherlich das 70-jährige Jubiläum des Tambourcorps Effeln dar. Dieses wurde zwei Tage lang gefeiert. Samstags nahm man Gratulationen von befreundeten Vereinen entgegen und es gab einige Ehrungen. Sonntags morgens fand eine Messe mit anschließender Kranzniederlegung statt. Danach veranstaltete man ein Frühschoppen beim Gasthof Grofe und nachmittags fand ein Freundschaftstreffen mit elf Vereinen statt. Das Tambourcorps konnte sich bei dem Jubiläum mit 22 neu ausgebildeten Musikern präsentieren und schließlich auf ein gelungenes Fest zurückblicken.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Volksmusikerbunds NRW wurde 1991 in Geseke ein Landesmusikfest ausgerichtet. Bei dem Fest fanden neben dem Umzug durch die Stadt auch verschiedene Bewertungsspiele statt. An dieser Großveranstaltung nahm auch das Tambourcorps Effeln teil.
Anfang 1992 fand ein Jubiläumsschützenfest in Brilon statt. Scheinbar hinterließ der Verein bei dem Schützenkönig aus Esshoff einen bleibenden Eindruck, denn dieser lud das Tambourcorps kurzerhand zum Esshoffer Schützenfest ein. Als man dort dann tatsächlich den Festumzug begleitete, spendierte der Schützenkönig sogar den ganzen Tag lang die Getränke. Letztmalig gestalteten die Effelner Spielleute in diesem Jahr das Männerschützenfest in Anröchte mit. Aufgrund der vielen neu dazugekommenen Mitglieder konnte das Tambourcorps Effeln mittlerweile eine stolze Zahl von über 50 aktiven Spielleuten verzeichnen.
Vier dieser Spielleute absolvierten im folgenden Jahr, 1993, erfolgreich einen D3-Lehrgang. Meinolf Mast, Fabian Buschkühl, Dominik Busch und Karsten Strugholtz erreichten so erstmals in der Vereinsgeschichte diese Auszeichnung. Sie sind auch bis heute die einzigen Mitglieder, die eine D3-Prüfung ablegten.
Das Jahr 1993 startete für die Spielleute des Tambourcorps mit einem äußerst kalten Rosenmontag, an dem der Umzug trotz Temperaturen von -8°C stattfand. Weiterhin erklangen die Töne des Vereins zum ersten Mal auf den Straßen Nettelstädts beim Buschaufsetzen und Schützenfest. Aufgrund des immer größer werdenden Repertoires an Märschen, die das Tambourcorps Effeln spielte, entschloss man sich zur Anschaffung von Armhaltern. Diese Investition half besonders den jüngeren Mitgliedern. Die Musikstücke mussten somit nicht mehr auswendig gelernt werden, sondern man konnte während des Marschierens nach Noten spielen. Dadurch verbesserte sich nochmals die Spielqualität.
„Im Jahr 1993 wurde der Gründungstambourmajor Theodor Breider 90 Jahre alt. Er verstarb leider noch im selben Jahr.“
1994 wurde das Tambourcorps Effeln kurzfristig verpflichtet, das Schützenfest in Drewer in diesem Jahr nicht nur sonntags, sondern auch samstags zu begleiten. Da dieser Termin und das Schützenfest des JSV Anröchte auf das gleiche Wochenende fielen, teilte sich das Tambourcorps zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte auf. Samstag spielten etwa 20 Mann in Drewer und 35 Musiker in Anröchte. Der Sonntag stellte für die Mitglieder des Tambourcorps einen stressigen Tag dar. Mittags fuhren sie mit dem Bus zum Bürgerhaus Anröchte. Von dort aus marschierte sie mit den Anröchter Junggesellen zur Vogelstange. Im Anschluss brachte der Bus die Spielleute direkt nach Drewer. Sie begleiteten dort den Festzug am frühen Nachmittag und verzehrten noch ein paar kühle Getränke, bevor der Bus sie wieder zurück nach Anröchte fuhr. Dort bejubelten die Junggesellen gerade ihren neuen König an der Vogelstange. Von da aus startete dann der Festzug durch die Ortschaft. Die Mitglieder des Tambourcorps waren froh, als dieser stressige Tag vorbei war. Sie beschlossen, nie wieder zwei Schützenfeste an einem Tag zu begleiten.
Im Jahr 1995 stand das 75. Jubiläum des Tambourcorps Effeln an. Zu dem Fest in der Schützenhalle wurden auch die noch lebenden Gründungsmitglieder des Vereins eingeladen. Darunter war anderem Ehrenmitglied Alex Strugholtz. Er verstarb leider wenige Wochen nach der Jubiläumsfeier. Außerdem spielte man das erste Mal beim Schützenfest in Günne. Ab diesem Zeitpunkt begleitete das Tambourcorps jährlich den Festzug in dem kleinen Ort am Fuße der Möhnetalsperre. Außerdem begleitete man in Anröchte einmalig das Kinderschützenfest, da die Anröchter Musikvereine bereits andere Verpflichtungen hatten. Aufgrund der Terminüberschneidungen mit dem Anröchter Junggesellenschützenfest, konnte das Schützenfest in Drewer ein paar Jahre lang nicht mehr gespielt werden. Dort nahm das Tambourcorps Effeln erst Ende der 1990er Jahre wieder teil. Zudem war das Tambourcorps 1995 erstmals an der Reihe, am Karnevalsdienstag das traditionelle Würstesammeln durchzuführen.
Im Jahr 1996 begleitete das Tambourcorps Effeln zum zehnten Mal das Schützenfest der Junggesellen aus Anröchte. Als Dank bekam der Verein von dem Junggesellenschützenverein eine neue Pauke geschenkt. Das neue Instrument wurde feierlich unter der Vogelstange überreicht.
Bei der Generalversammlung 1997 wurde Alfons Linhoff aufgrund seiner langjährigen Mitgliedschaft und engagierten Vorstandsarbeit zum Ehrenmitglied ernannt. Durch die Aufnahme von 16 neuen Musikern erreichte das Tambourcorps in diesem Jahr eine neue Rekordbeteiligung von 62 Spielleuten. Des Weiteren nahm das Tambourcorps 1997 am Jubiläum des Effelner Sportvereins teil. Dort spielte man ein Platzkonzert auf dem Sportplatz und erreichte bei dem ausgerichteten Fußball-Jux-Turnier den zweiten Platz. Auch einer spontanen Einladung zum Schützenfest in Föckinghausen kam man nach. Der Anlass für die Verpflichtung war das Spielen des Zapfenstreichs, da beim Schützenfest in dem kleinen sauerländischen Dorf nur ein Musikverein spielte und ein Spielmannszug zur Aufführung des Zapfenstreichs fehlte. Die Darbietung fand bei nächtlicher Dunkelheit und Fackellicht der Zapfenstreich statt, wodurch eine besondere Atmosphäre erzeugt wurde. Beim anschließenden Musizieren im Festzelt wusste man die Schützengemeinde ebenfalls zu begeistern. Die Einladung zum Spielen des Zapfenstreichs nahmen die Effelner Spielleute auch in den folgenden Jahren gerne an.
Im Jahr 1999 fand erstmals eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung vor dem neuen Mahnmal an der Kirche statt, bei der das Tambourcorps aufspielte. Außerdem gab Reinhard Strugholtz in diesem Jahr das Amt des Tambourmajors nach 25 Jahren an Markus Strugholz weiter. Bei der Generalversammlung wurde Reinhard Strugholtz für seine langjährige Zeit als Stabführer und sein großes Engagement um das Tambourcorps zum Ehrentambourmajor ernannt.
2000 bis heute: Das neue Jahrtausend
Das 80-jährige Jubiläum des Tambourcorps Effeln wurde im April 2000 gefeiert. Die 54 aktiven Musiker des Vereins begrüßten samstags 13 Gastvereine. Die Gratulanten hoben in ihren Reden besonders die seit Jahren vorbildliche Jugendarbeit des Tambourcorps hervor. Nach den Bühnenspielen der Gastvereine sorgte die Band „Five Live“ aus Geseke für ausgelassene Tanz- und Partystimmung. Bei dem Jubiläum wurden außerdem erstmals die neu angeschafften roten Westen getragen.
2001 spielte das Tambourcorps spontan zum Gelöbnis der Bundeswehrrekruten in Anröchte.
Im folgenden Jahr, 2002, präsentierte der Verein seine erste eigene Homepage, die von Sebastian Grofe erstellt wurde. Außerdem fand in diesem Jahr eine Mehrtagestour nach Neustadt an der Weinstraße statt, die allen Beteiligten gut gefiel. Letztmalig nahm das Effelner Corps in diesem Jahr auch am Schützenfest in Nettelstädt teil. Leider konnte man dieses Fest nicht mehr weiter mitgestalten, da es immer schwieriger wurde, montagsmorgens mit genügend Spielleuten aufzutreten.
Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Tambourcorps war die Generalversammlung im Jahr 2004. In der Sitzung wurde über eine Änderung der Satzung zur Aufnahme von Frauen als aktive Mitglieder diskutiert. Die große Mehrheit der Spielleute stimmte für die Satzungsänderung. „Eine der letzten Männerbastionen in Effeln ist gefallen“, berichtete ein paar Tage später die Tageszeitung „Der Patriot“. Dieser richtungsweisende Schritt war aus heutiger Sicht eine absolut richtige Entscheidung, da hierdurch die Mitgliederzahlen wieder stabilisiert werden konnten. Schon kurze Zeit später begann eine neue Ausbildungsrunde, an der auch die ersten Mädchen teilnahmen.
Nach sechs Jahren Dirigententätigkeit gab Markus Strugholz den Tambourstab im Jahr 2005 an Karsten Strugholtz weiter. Bei der Generalversammlung im darauffolgenden Jahr wurde Heinz Besse zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er beendete 2006 seine Zeit als aktiver Spielmann im Tambourcorps und wurde daraufhin, unter anderem für sein früheres Engagement als erster Vorsitzender, mit der Ehrenmitgliedschaft geehrt.
Grund zum Feiern gab es im April 2010 aus Anlass des 90-jährigen Jubiläums. Man feierte mit über 400 Gästen, darunter zwölf Gastvereine. Der Samstag begann mit einem Sternmarsch durch Effeln und einem Gemeinschaftsspiel auf dem Dorfplatz. Mit der Tanzband „Vision“ aus Anröchte verbrachten die Spielleute noch viele schöne Stunden mit ihren Gästen. Ein lockerer Frühschoppen im Gasthof Grofe rundete das Jubiläumswochenende sonntags nach einem Gottesdienst ab.
Im Jahr 2011 verpflichtete uns kurzfristig der Schützenkönig aus Grevenstein, beim dortigen Schützenfest mitzuwirken. An diesem Tag spielten wir im Garten des Königs ein Platzkonzert und marschierten anschließend im Umzug mit. Dieser Tag bereitete allen Spielleuten große Freude, da sie nicht nur mit Freigetränken versorgt wurden, sondern auch mit ihren Gesangseinlagen für Stimmung sorgen konnten.
Bei der Generalversammlung im Jahr 2015 wurde Wolfgang Wiese als aktiver Spielmann verabschiedet. Neben seiner langjährigen aktiven Mitgliedschaft war er auch viele Jahre als Schriftführer im Vorstand aktiv. Dafür wurde er von den Spielleuten zum Ehrenmitglied ernannt.
Zwei Jahre später, 2017, wurde in Effeln das 800-jährige Dorfjubiläum gefeiert. An den dazugehörigen Festveranstaltungen, wie der Menschenkette und dem Festwochenende, nahm das Tambourcorps teil. Besonders das eigentliche Jubiläumswochenende ist in guter Erinnerung geblieben. Samstags marschierten die Spielleute vor den Abordnungen aller Effelner Vereine und Unternehmen in die Schützenhalle ein. Anschließend trugen sie das Stück „Amboss-Polka“ mit einem echten Amboss vor. Sonntags spielte das Tambourcorps auf der Festbühne und präsentierte sich den Gästen mit einem eigenen Stand.
Im Jahr 2019 stand erneut ein Tambourmajor-Wechsel an. Dieses Amt übergab Karsten Strugholtz nach 14 Jahren an Martin Busch. Außerdem musste die Satzung für die Wahrung der Gemeinnützigkeit neu aufgesetzt werden. Ein besonderes Erlebnis im gleichen Jahr war das sicherlich das Bundesschützenfest in Medebach. Da das Kreiskönigspaar des Altkreises Lippstadt mit Jannik Köhne und Laura Henke aus Effeln kam, führte das Tambourcorps Effeln als erste Musikgruppe den riesigen Festzug mit 12.000 Schützen und Musikern an.
Heute, im Jahr 2020, kann das Tambourcorps stolz auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Mit aktuell 65 aktiven Mitgliedern ist der Verein auch für die Zukunft gut aufgestellt.
„Mögen noch lange und oft die Flötentöne und die Trommeln den Takt in Effeln angeben!“
Hans Breider, 1990
Wir bedanken uns bei allen Mitgliedern, Freunden und
Gönnern für die Unterstützung in den letzten 100 Jahren.